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Gold – mit Glanz zu mehr Vermögen?

Edelmetalle bzw. Gold sind eine eigene Anlageklasse, für die wiederum eine Vielzahl von Anlageinstrumenten zur Verfügung stehen. Für die Wahl des Anlageinstruments sind die Gründe des Goldkaufs entscheidend. Der Anleger steht vor vielen Herausforderungen: Was ist das eigentliche Ziel? Lässt sich dieses tatsächlich mit Gold erreichen? Wenn ja, mit welchem Anlageinstrument?

Als echte Krisenwährung oder Notreserve für den Neuanfang kommt nur physisches Gold in Betracht. Das Gleiche gilt selbstverständlich für Schmuck. Der Kauf von physischem Gold, insbesondere von Schmuck, ist kein ganz einfaches Unterfangen – in beiden Fällen kommt es neben dem aktuellen Goldpreis darauf an, den Aufschlag zum tatsächlichen Materialwert so gering wie möglich zu halten. Bei einem gewöhnlichen, deutschen Juwelier ist das nicht möglich, dort beträgt der Schmuckpreis in etwa das Fünffache vom Materialwert. Anders sieht es bei Versteigerungen aus, bei Schmuckhändlern, die gebrauchten Schmuck verkaufen oder bei türkischen Juwelieren, wo Ketten und Armreifen mit geringer Verarbeitungstiefe günstig angeboten werden.

Soll Gold zur Diversifikation des Aktiendepots dienen, haben Anleger neben dem Kauf von physischem Gold noch weitere Möglichkeiten.

Die vorausgehende Frage ist jedoch, ob Gold für die Risikostreuung im Verhältnis zu Aktien grundsätzlich sinnvoll ist. Als Annäherung an eine Antwort helfen die folgenden Charts:

Quelle: consors.de

Aus dem Vergleich des Kursverlaufs des S&P 500 (dem wichtigsten Aktienindex in den USA) mit der Preisentwicklung des Goldes kann man erkennen, dass Gold in dem Zeitraum der letzten 5 Jahre kaum mit den Aktien korrelierte. Nicht selten entwickelten sich die Preise sogar gegenläufig: Zum Beispiel vom Frühjahr 2018 bis zum Sommer 2019 oder vom Sommer 2020 bis zum Frühjahr 2022.

Aufschlussreich ist auch die Betrachtung des Verlaufs des Preisverhältnisses zwischen Aktienindizes und Gold, z. B. die DAX / Gold Ratio:

https://www.goldseiten.de/kurse/Dax-Gold-Ratio.php

Der Indexstand des DAX wird durch den Goldpreis geteilt, heute betragen die Werte gerundet 14.500 : 1.800 = 8,1. Steigt der Quotient, bewegt sich also die Linie des Charts aufwärts, dann entwickeln sich Aktien besser als Gold. Ist der Trend abwärts gerichtet, performt das Gold besser.

Von 1980 bis 2000 performte der DAX sehr viel besser als Gold. Danach folgte eine jahrelange Entwicklung mit umgekehrten Vorzeichen.

Grundsätzlich sind Anlageklassen, die kaum miteinander korrelieren, für die Risikostreuung sehr gut geeignet! Hinzu kommt, dass der Goldpreis tendenziell ebenfalls steigt und Gold bereits seit über 2000 Jahren als Zahlungsmittel verwendet wird.

Nicht unproblematisch sind jedoch die sehr langen Zyklen der Goldpreisentwicklung. Der Trend kann auch einmal über sehr viele Jahre abwärts gerichtet sein oder unter großen Schwankungen seitwärts laufen: In der Währung USD kostet das Gold heute im Herbst 2022 nicht mehr als im Herbst vor 11 Jahren. Außerdem generiert Gold kein Cashflow und verursacht als physisches Gold ggf. Lagerkosten.

Anleger sind nicht auf den Kauf physischen Golds beschränkt. An der Börse können sie auch ETCs erwerben.

ETCs, sog. Exchange Tradet Commodities, sind Zertifikate (Schuldverschreibungen), die grundsätzlich mit Gold hinterlegt sind, womit das Emittentenrisiko zwar erheblich reduziert, allerdings nicht vollständig ausgeschlossen wird, weil im Falle einer Insolvenz ggf. Konkurrenz zu anderen Gläubigern bestehen könnte. Wichtig vor dem Kauf sind also eine genaue Recherche und die Abwägung des Emittentenrisikos.

ETCs sind beispielsweise: „XETRA Gold“, „EUWAX Gold“ und „EUWAX Gold II“.

Bei ETCs müssen auch die laufenden Kosten und die steuerlichen Aspekte beachtet werden. XETRA Gold berechnet eine jährliche Gebühr. Das Halten des EUWAX Gold II ist gebührenfrei, dafür ist der Spread zwischen An- und Verkauf höher als beim XETRA Gold. Entscheidend ist also die angedachte Haltedauer. Da sich der Anleger das physische Gold auch ausliefern lassen kann, sind die Kursgewinne von XETRA Gold und EUWAX Gold II genauso zu versteuern wie bei physischem Gold, sie sind also nach einer Haltedauer von über einem Jahr steuerfrei.

An den Börsen der USA gibt es zudem noch eine weitere Möglichkeit: den Kauf eines ETFs mit dem Kürzel GLD (SPDR Gold Shares). Er bildet die Entwicklung des Goldpreises nach. In Deutschland ist er leider nicht zugelassen und auch nicht erhältlich. Zumindest direkt lässt er sich selbst über ausländische Broker wie Interactive Brokers oder Lynx nicht kaufen: Eine Order an einer US-Börse wird mit dem Hinweis, dass der Handel in Deutschland nicht erlaubt sei, zurückgewiesen. Selbst wenn dieser ETF erworben werden könnte, müssten die Gewinne wie bei einem ETF und nicht wie bei Gold versteuert werden, zu berücksichtigen wäre auch die Vorabpauschale.

Zwar kann der GLD von Deutschland aus nicht direkt an der Börse gekauft werden, er dient jedoch als Basiswert für Optionen! Die Optionen wiederum können auch von Deutschland aus gehandelt werden. Ohne den GLD zu erwerben, lassen sich damit regelmäßige Prämien durch sog. Cash Secured Puts erzielen. So profitiert man als Stillhalter von der Goldpreisentwicklung selbst dann, wenn diese nur seitwärts oder (je nach Ausübungspreis) sogar leicht abwärts tendiert, ohne Gold oder den GLD zu besitzen. Spannend bleibt jedoch die Frage, was passieren würde, wenn der Strike (der Ausübungspreis) erreicht und die Position nicht gerollt werden würde – eigentlich müsste der GLD dann in das Depot eingebucht werden, was ja einem Kauf gleichkäme:

Um das genau in Erfahrung zu bringen, habe ich heute bei meinem Broker angerufen. Der Mitarbeiter, der sich gut auszukennen schien, musste sich vergewissern und erhielt dann tatsächlich die Bestätigung von seinem Kollegen: Wird der Strike einer GLD Put Option zum Laufzeitende erreicht, soll der ETF GLD tatsächlich ins Depot eingebucht werden! Danach soll man die Position an der Börse auch wieder schließen können. Wer diese Strategie von Deutschland aus fährt, sollte das unbedingt noch einmal aktuell recherchieren.

Schließlich noch ein wichtiger Hinweis, um Verwechslungen vorzubeugen:

Goldminen-Aktien bzw. Fonds und ETFs sind keine Alternative zu Gold im Sinne der Risikostreuung. Denn es handelt sich hierbei um Aktiengesellschaften, die Goldminen betreiben. Deren Entwicklung ist zwar vom Goldkurs abhängig – aber nur zu einem Teil. Fallen die Börsen, fallen auch die Aktien der Minenbetreiber. Das Ziel der Diversifikation eines Aktiendepots lässt sich durch den Kauf von Goldminen-Aktien also nicht erreichen.