Als am Dienstag, den 13.12.2022, die US-Inflationsdaten gemeldet wurden, war die Erleichterung der Marktteilnehmer zunächst groß. Die Aktienkurse schossen nach oben, um dann bis zum Handelsschluss fast alle Gewinne wieder abzugeben.
Der Chart zeigt die Überlegenheit der Kerzencharts gegenüber den Liniencharts. Während bei den Liniencharts aus den Schlusskursen eine Linie gezeichnet wird, lassen sich den Kerzencharts weitere Daten des Handelsverlaufs entnehmen:
Eine Kerze besteht in der Regel aus einem Körper, einem oberen und einem unteren Schatten. Der Körper zeigt den Eröffnungs- und den Schlusskurs an, die Schatten den Höchst- und den Tiefstkurs. Eine grüne Kerze wird gezeichnet, wenn der Schlusskurs über dem Eröffnungskurs liegt – eine rote Kerze entsteht, wenn sich der Schlusskurs unterhalb des Eröffnungskurses befindet. Aus der Größe des Körpers und der Schatten lässt sich der Bewegungsumfang ablesen.
Die Kerze für den Dienstag habe ich markiert. Dienstag eröffnete der S&P 500 also deutlich über der Abwärtstrendlinie und oberhalb des 200-Tage-Durchschnitts, stieg vorübergehend weiter, um schließlich weit unterhalb dieser Trend-Linien zu schließen. Am Ende der Handelswoche wurde sogar die 50-Tage-Linie unterschritten. Dem S&P 500 ist es also nicht gelungen, die Abwärtstrendlinie und den SMA 200 nachhaltig zu überwinden.
Damit ist der Abwärtstrend vorerst bestätigt worden.
Die Fed hat die Zinsen um die erwarteten 50 Basispunkte angehoben. Eine negative Überraschung war das nicht. Was hat also die Marktteilnehmer so verunsichert?
Es waren die Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell in der Pressekonferenz nach der Zinsanhebung. Trotz der positiven Inflationsdaten vom Vortag hält er unbeirrt an seinem Kurs fest, betätigte das Ziel, die Inflation auf 2 Prozent zu drücken und kündigte weitere „fortlaufende“ Zinsanhebungen an. Steigende Zinsen drücken allerdings die Aktienkurse. Die Ankündigung „fortlaufender“ Zinsanhebungen hat das Umfeld für Aktien wieder eingetrübt.
Eine neue, nachhaltige Aufwärtsbewegung wird sich voraussichtlich erst etablieren können, wenn die Zinsen wieder anfangen zu fallen. Spannend wird nun, ob es den Aktienindizes gelingt, in eine wenn auch stark schwankende Seitwärtsbewegung überzugehen. Die Unterstützungsbereiche für den S&P 500 habe ich im Chart eingezeichnet.
Die Kunst und die Aufgabe des Traders ist es, in allen Marktphasen Renditen zu erzielen. In einem klaren Abwärtstrend funktioniert das z. B. mit Leerverkäufen. Da Aktienmärkte tendenziell aufwärts tendieren, ist das jedoch keine leichte Aufgabe. In moderat fallenden und seitwärts laufenden Aktienmärkten lassen sich beispielsweise Prämien durch das Schreiben von Cash Secured Puts oder Covered Calls erzielen, was regelmäßig gut funktioniert und im Falle der Put Optionen (nicht zu verwechseln mit Optionsscheinen) sogar risikoärmer als ein Direktinvestment ist, wenn bestimmte Regeln beachtet werden.