Vergangenen Mittwoch war es so weit: Die Fed hob die Zinsen um die erwarteten 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 – 4,75 Prozent an und kündigte weitere „Zinsanhebungen“ an. Aus dem Plural lassen sich mindestens zwei weitere Zinsschritte um jeweils 25 Basispunkte schließen. Einerseits dürften die Aktieninvestoren gehofft haben, die noch bevorstehenden Zinsanhebungen könnten geringer ausfallen. Andererseits erklärte Jerome Powell in der anschließenden Pressekonferenz, die Geschwindigkeit und das „Ausmaß“ künftiger Zinserhöhungen sei abhängig von den inflationären, finanziellen und wirtschaftlichen Entwicklungen – in den bisherigen Pressekonferenzen war ausschließlich von der „Geschwindigkeit“ die Rede: ein Signal, dass die Zinsanhebungen in absehbarer Zeit enden könnten.
Was geschah daraufhin an den Märkten? Bezüglich der Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen geschah nichts: diese notieren in den USA nach wie vor bei rund 3,5 Prozent. Die Aktienmärkte hingegen reagierten mit Kursanstiegen. Nach wie vor gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass sich die Zinsen nun stabilisieren und die Erhöhungen die Aktienmärkte nicht ausbremsen. Unterstützt wird diese Annahme durch die Rohstoffpreise, die weiterhin fallen und damit den Inflationsdruck dämpfen.
Wie immer gibt es auch diesmal abweichende Ansichten. In der vergangenen Handelswoche meldete sich ein besonders prominenter Investor und Hedgefonds-Manager zu Wort: Michael Burry – der Mann, der kurz vor der Finanzkrise 2007-2008 erfolgreich gegen den US-Immobilienmarkt wettete. Hollywood verfilmte diesen Coup in „The Big Short“. Michael Burry schrieb einen Tag vor der Zinsentscheidung der Fed seiner Fangemeinde auf Twitter nur ein einziges Wort: „Sell“, um diesen Tweet dann kurze Zeit später wie für ihn üblich zu löschen.
Gefährlich wird es, wenn alle „Buy“ rufen! Denn dann sind alle investiert und die Aktien beginnen, von den festen in die zittrigen Hände zu wechseln, von den Investoren zu den unerfahrenen Privatanlegern. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg! Noch stehen so manche Großinvestoren ungläubig an der Seite und fragen sich, ob das bereits die neue Hausse ist oder ob der kurze Aufwärtstrend wieder bricht. Noch immer verunsichert die künftige Zinsentwicklung.
Charttechnisch zeichnet der S&P 500 ein Bild wie aus dem Lehrbuch (diesmal gezeigt am SPY, einem bedeutenden ETF des S&P 500):
Der Abwärtstrend ist signifikant überwunden, der Kurs bewegt sich über dem SMA 200 und nun bahnt sich auch noch ein Golden Cross an: Durchkreuzt der SMA 50 den SMA 200 von unten nach oben, ist das ein starkes Kaufsignal. Technisch spricht also viel für weiterhin steigende Kurse.