You are currently viewing Grenzen der Finanzberatung

Grenzen der Finanzberatung

In meinem Berufsleben wurde ich schon häufig mit Beratungsleistungen auf dem Gebiet der Vermögens- und Finanzberatung konfrontiert. Dabei offenbarten sich immer wieder die Grenzen der Finanzberatung. Um aus einer Beratung Nutzen und Profit zu ziehen, sollte der Kunde eines Beraters unbedingt ein erhebliches Grundlagenwissen mitbringen.

Der Begriff Finanzberatung wird hier umfassend für sämtliche Berufsgruppen in der Branche verwendet. Es gibt rechtlich ungeschützte Begriffe wie „Finanzberater“, „Vermögensberater“, „Honorarberater“ oder „Money-Coach“ sowie Bezeichnungen, die rechtlichen Schutz genießen, wie etwa „Honorar-Anlageberater“, „Finanzanlagenfachmann“, „Immobiliardarlehensvermittler“ oder „Versicherungsberater“, weil sie an besondere Sachkundenachweise und Zulassungsverfahren gebunden sind.

Da der private Umgang mit Finanzen nirgendwo gelehrt wird, weder in der Schule, noch in der Ausbildung, auch nicht im Studium, noch nicht einmal im BWL-Studium, ist der Beratungsbedarf riesig.

Doch wie können die Kunden von einer Beratung profitieren und worin liegen die Grenzen?

1. Die unterschiedlichen Vergütungsmodelle

Manche Berater vermitteln Produkte und erhalten als Vergütung eine Provision von dem Anbieter. Bei Licht betrachtet sind das Verkäufer. Sie können gut sein und für ihre Kunden einen Mehrwert schaffen. Aber eine oft beschränkte Produktpalette und der Blick des Beraters auf seine Provision führen natürlich auch zu Konflikten, die nicht immer zugunsten des Kunden aufgelöst werden.

Das Gegenmodell ist die Honorar-Beratung. Der Berater ist in seiner Beratung vollständig frei, weil er keine Produkte vermittelt. So kann er aus dem gesamten Anlageuniversum, über das er beraten darf, neben strukturierten Produkten auch über kostengünstige Alternativen aufklären und diese empfehlen, ohne dabei weniger Geld zu verdienen.

2. Berater sind oft in ihrem erlaubten Beratungsumfang beschränkt

Welcher Berater mit welchem Sachkundenachweis über welche Produktkategorien beraten darf, ist auf den ersten Blick sehr unübersichtlich. Wichtig zu wissen ist an dieser Stelle, dass nicht jeder Berater über alle Produkte beraten darf: So bedarf es einer bestimmten behördlichen Erlaubnis, um Beratungen zu Einzelaktien, Zertifikaten oder einzelnen Anleihen durchführen zu können. Hat ein Kunde dann Einzelaktien im Depot, darf der Berater ohne diese Erlaubnis keine Empfehlungen aussprechen. Die Beratung muss dann unvollständig bleiben, ggf. sogar in den wichtigsten Punkten.

3. Die persönlichen Schwerpunkte von Beratern

Nun stellen Sie sich einen Berater vor, der positive Erfahrungen mit Anleihen-ETFs gemacht hat und Aktien-ETFs für zu „unsicher“ hält – was wird er empfehlen? Wenn er keine Erlaubnis hat, Empfehlungen zu Gold-Zertifikaten auszusprechen oder Gold gegenüber skeptisch eingestellt ist – wozu wird er nicht raten? Wenn er es für sinnvoll hält, primär auf Cashflow anstatt auf Wertsteigerung zu setzen – wie werden seine Empfehlungen ausfallen?

Vielleicht ist folgendes Beispiel hilfreich: Stellen Sie sich vor, ein Paar möchte das Tanzen erlernen. Es hat noch keine Erfahrungen und kennt die Vor- und Nachteile verschiedener Tanzrichtungen nicht. Jetzt landen die beiden in der örtlichen Tanzschule und lernen Standard und Latein. Sie werden glücklich sein, wenn sie gemeinsam ab und zu im Rahmen von Veranstaltungen tanzen wollen. Wenn die beiden aber gerne miteinander körperlich eng und auch gerne mit Dritten tanzen und sich mit Unbekannten über den Tanz verständigen möchten und wenn sie diese Möglichkeit gerne weltweit auf sog. Milongas hätten, dann wäre der Tango Argentino eine wahrscheinlich bessere Alternative, der bezüglich des Tanzstils, der Musik und der Tanzveranstaltungen etwas völlig anderes ist als Standard Latein.

Ihr persönlicher Vermögensaufbau, Ihre Wahl innerhalb der für Sie persönlich geeigneten Anlageklassen und Anlageinstrumente bzw. das Aufspüren und Meiden der für Sie ungeeigneten Produkte ist ein noch sehr viel komplexerer Vorgang: Dasselbe Produkt, das für die meisten Anleger geeignet und passend ist, kann gerade für Sie ungünstig und unvorteilhaft sein!

4. Die Lösung: Eigenes Finanzwissen!

Um zu erkennen, ob die Beratung für Sie persönlich vorteilhaft ist, benötigen Sie ein eigenes, fundiertes Finanzwissen. Daran führt leider kein Weg vorbei. Die gute Nachricht ist: Es macht Spaß, auf diesem Gebiet Wissen aufzubauen und ein jahrelanges Studium ist auch nicht erforderlich.

Das Ziel dieser Website ist es, Sie bei Ihrem Wissensaufbau zu unterstützen und dabei behilflich zu sein, entweder das Beste aus einer Finanzberatung herauszuholen oder von einer solchen unabhängig zu werden.