In der letzten Handelswoche ist der S&P 500 wieder einmal an der Abwärtstrendlinie und der 200-Tage-Linie abgeprallt. Allerdings gelang dem US-amerikanische Aktienmarkt am Freitag eine beachtliche Aufholjagd: Der S&P 500 gewann 1,89 Prozent, der Nasdaq sogar 2,66 Prozent!
Wie geht es nun weiter?
Die Rahmenbedingungen haben sich im Vergleich zum letzten „Kurzen Marktüberblick“ am vorigen Wochenende nicht verändert. Noch immer schwebt das Damoklesschwert weiterer Zinserhöhungen durch die US-amerikanische Notenbank Fed über den Märkten. Der Unsicherheitsfaktor, wie weit die Zinsen noch angehoben werden und ob die Marktteilnehmer davon überrascht werden, bleibt bestehen.
Im Normalfall ist der US-amerikanische S&P 500 der Leitindex – er ist hoch kapitalisiert und unter Aktieninvestoren so stark beachtet, dass ihm die anderen Länderindizes folgen. Gegenwärtig sieht es jedoch so aus, als würden andere Länderindizes sowie regionale Aktienindizes vom S&P 500 entkoppelt vorauseilen:
Die folgenden Charts zeigen die Endphase der vergangenen Hausse, die Baisse seit Dezember 2021 und die Entwicklung seit den Tiefs des S&P 500 und des Stoxx Europe 600. Während der S&P 500 die Wertentwicklung der größten 500 Aktiengesellschaften in den USA abbildet, enthält der Stoxx 600 die größten 600 Aktiengesellschaften Europas, auch außerhalb der Eurozone. Die einzelnen Kerzen zeigen jeweils die Entwicklung innerhalb einer Handelswoche.
Während der S&P 500 noch immer um den Ausbruch aus dem abwärtsgerichteten Trend kämpft, hat der Stoxx 600 seinen Abwärtstrend bereits Anfang November 2022 verlassen.
Ende 2022 folgte sogar das Golden Cross: Durchbricht der SMA 50 den SMA 200 von unten nach oben, dann ist das ein sehr starkes Kaufsignal. Nicht selten entwickelt sich daraufhin eine monatelange Aufwärtsbewegung.
Der S&P 500 hingegen konnte den SMA 200 noch nicht signifikant und dauerhaft überwinden. Das Golden Cross ist noch weiter entfernt. Wieder steht die künftige Kursentwicklung vor einer unmittelbaren Entscheidung: Im Chart habe ich zweit Trendlinien eingezeichnet. Den Abwärtstrend seit Dezember 2021 sowie einen kürzer andauernden Aufwärtstrend. Diese beiden Linien bilden einen sog. Wimpel, eine Art Rahmen, innerhalb dessen sich die Kurse bewegen. Spätestens am Ende des Wimpels muss der Kurs einen der beiden Trends verlassen. Sobald das geschieht, folgen häufig heftige weitere Bewegungen in die entsprechende Richtung.
Die nächste Zinsentscheidung der Fed steht am 01.02.2023 an. Die Aktienmärkte dürften dann stärker reagieren und es wird spannend, ob und wann der S&P 500 gegen den Stoxx 600 Boden gutmachen kann.