Am vergangenen Mittwoch war es so weit: Die US-Notenbank Fed hat die Zinsen noch einmal um 0,25 Prozentpunkte auf nunmehr 5,00-5,25 Prozent angehoben. Es war die zehnte Zinserhöhung in Folge und voraussichtlich die letzte in diesem Zinserhöhungszyklus, der am 16.03.2023 mit einer Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte auf 0,25-0,50 Prozent begann. Damit schwinden die Unsicherheiten an den Aktienmärkten.
Die aggressiven Zinserhöhungen seit einem guten Jahr galten der Bekämpfung der Inflation, die langsam zurückgeht. Sie brachten jedoch einige US-Regionalbanken ins Wanken, weil die Kurse langfristiger Anleihen fielen und diese Verluste realisiert werden mussten, da die Kunden Gelder abzogen. In Europa meldete die Credit Suisse für das erste Quartal einen Verlust von 1,3 Milliarden Franken und einen Abfluss von 61 Milliarden an Kundengeldern. Diese Großbank wurde von der UBS übernommen.
Kehrt in den Bankensektor nun wieder Ruhe ein? Die Chancen stehen gut. Das größte Gift für Banken und für Aktionäre ist Unsicherheit. Bisher ließ sich die Fed nicht in die Karten schauen, wie viele Zinsanhebungen sie noch planen würde. Diesmal änderte sie in der Pressekonferenz den Ausblick: Zwar schloss sie weitere Zinserhöhungen nicht ausdrücklich aus, sondern will diese von der Entwicklung der Inflation und der Wirtschaft abhängig machen – aber sie kündigte anders als bisher auch keine weiteren Zinsschritte an. Bei angeschlagenen Banken und bei den Bankkunden sollte das für Entspannung sorgen. Die Kurse der Anleihen fallen nicht weiter und bisher konnten die Einlagen der Kunden stets gerettet werden. Geraten keine größeren Banken in eine Schieflage, dürfte es bei einer Bankenkonsolidierung bleiben, die nicht zu einer Finanzkrise auswächst.
Zudem befinden sich die Zinsen jetzt wieder auf einem gesunden Niveau, von dem aus sie eines Tages auch wieder gesenkt werden können. Mögliche und tatsächliche Zinssenkungen sind der Nährboden einer Aktienhausse. Auch die übrigen Finanzdaten wie Rohstoffpreise, VIX, Entwicklung internationaler Indizes sprechen für weiter steigende Kurse.
Der Chart zeigt den Leitindex S&P 500. Den großen Widerstand bei 4.200 Punkten muss er nach wie vor überwinden. Bei 4050 Punkten liegt mit einem doppelten Boden eine leichte Unterstützung. Der grün eingezeichnete Aufwärtstrend oder gar die große Unterstützung bei 3.800 Punkten sollte nicht mehr nach unten durchkreuzt werden.
An der Börse gibt es den Spruch: „Sell in May and go away – but remember to come back in September“. Solche „Börsenweisheiten“ enthalten nicht selten einen Funken Wahrheit. Es gibt tatsächlich saisonale Effekte. Oft schwächeln die Börsen jedoch erst im August und im September.
Kehren die Unsicherheiten nicht zurück und überwindet der S&P 500 den Widerstand bei 4.200 signifikant, dann stehen die Chancen für starke Börsenwochen bis in den Juli hinein recht gut.